Grundlagen für internationale Websites

Mehrsprachige Webseite im E-Commerce erfolgreich umsetzen

Um neue Märkte zu erschließen und den eigenen Gewinn zu steigern, ist für viele Unternehmen die Expansion ins Ausland rentabel. Nirgends scheint das so leicht zu funktionieren wie im Internet. Denn es überschreitet Grenzen geradezu mühelos und macht Produkte für Kunden aus anderen Ländern per Klick kaufbar.

 

Ein Fachartikel von Markus Mattscheck

 

Inhaltsverzeichnis

Online-Shop im Ausland launchen

Formale Unterschiede beachten

Eine gute Übersetzung ist Gold wert

SEO für mehrsprachige E-Commerce-Seiten

Fazit

Online-Shop im Ausland launchen – darauf kommt es an

Wer erfolgreich im Ausland seine Produkte, Inhalte oder Dienstleistungen verkaufen möchte, sollte sich nicht darauf verlassen, dass die Kunden automatisch kommen. Damit E-Commerce-Webseiten auch im Ausland gut funktionieren, gibt es einige Punkte, die unbedingt beachtet werden sollten. Dazu gehören formale, aber auch sprachliche Aspekte. Diese entscheiden darüber, wie gut der Online-Shop von den Kunden im Ausland angenommen wird. Bevor diese ein Urteil fällen können, müssen sie den Shop aber erst einmal in den Tiefen des World Wide Webs finden. Am besten tun sie das, wenn sie ganz normal nach einem Produkt oder einer Dienstleistung googeln. Dafür wiederum benötigt Ihre E-Commerce-Webseite eine gute Suchmaschinenoptimierung. Vor dem Launch im Ausland sollte zusammengefasst also folgendesbedacht werden:

  • Sind alle formalen und rechtlichen Aspekte geklärt?
  • Sind die Inhalte angemessen übersetzt worden?
  • Wie gut ist die Suchmaschinenoptimierung des Online-Shops im Zielland?

Formale Unterschiede beachten

Auch wer bereits erfolgreich einen Online-Shop in Deutschland führt, kann dieses Wissen nicht vollständig auf das Ausland übertragen. Je nach Zielland kann es unterschiedliche formelle Anforderungen geben, was insbesondere die Adressangaben betrifft. Unternehmer sollten sich im Vorfeld informieren, welche Pflichtangaben auf Rechnungen im Ausland vorhanden sein sollten. Achten Sie darauf, dass die Formulare dementsprechend angepasst werden und die notwendigen Felder beinhalten, sodass die Kunden genau wissen, was sie wo einfüllen müssen. Außerdem sollten die Formulare für die Registrierung der Kundenaccounts möglichst in der jeweiligen Landessprache verfasst sein.

 

In mehrsprachigen Ländern wie Belgien oder Luxemburg sollten die Kunden außerdem leicht jederzeit zwischen den verschiedenen Sprachen wechseln können. Auch wenn sie bereits das Formular für die Registrierung geöffnet haben oder sich noch im Bestellprozess befinden, sollte das weiterhin möglich sein. Denn Bürger solcher Länder sprechen häufig alle Sprachen ein wenig, fühlen sich aber in Ihrer Muttersprache manchmal doch sicherer. Vor allem wenn es um formelle Dinge geht, und entscheiden sich dann vielleicht erst später, dass sie doch lieber eine andere Sprache hätten.

Eine gute Übersetzung ist Gold wert

Eine fachgerechte, fehlerlose und zugleich moderne Übersetzung, die zeitgemäße Begriffe enthält, hat großen Einfluss auf den Erfolg im ausländischen E-Commerce. Zugleich sollte sie den Ton der Zielgruppe treffen und den Unternehmensgeist widerspiegeln. Wenn Lifestyle-Produkte verkauft werden, darf die Sprache gerne ein wenig lockerer und umgangssprachlicher sein. An anderer Stelle sind hingegen professionelle und sachorientierte Texte gefragt. Es kommt immer ganz auf das Produkt an, das verkauft werden soll. Optimalerweise teilen Unternehmen den Übersetzern ihre Vorstellungen mit. Je genauer das Briefing, desto besser wird das Endergebnis.

 

Möchte man in einem Markt wirklich Fuß fassen, hört die Übersetzung allerdings nicht bei der Webseite auf. Wie man an den bei easytrans24.com aufgelisteten E-Commerce-Bereichen sehen kann, müssen für ein erfolgreiches Marketing auch Social-Media-Posts, Pressemitteilungen, Newsletter und vieles mehr übersetzt werden. Die Übersetzung bzw. Internationalisierung ist folglich ein kontinuierlicher Prozess, der weit über die initiale Content-Erstellung hinausgeht.

Erfahrene Übersetzer sollten dabei nicht nur die Zielsprache, sondern auch das Deutsche in- und auswendig kennen. Sie können schon im Originaltext sehen, welcher Ton eingeschlagen werden soll und übertragen dessen Kernaussage gekonnt in die fremde Sprache.

 

easytrans24 zeigt die unterschiedliche Bereiche für internationale Übersetzungen

 

Wie unangenehm fehlerhafte, internationale Übersetzungen sein können, hat einer der großen Player auf dem Markt am eigenen Leib erfahren. Denn für den Riesen Amazon ging der Launch in Schweden gewaltig schief. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass im Webshop des Unternehmens die argentinische anstatt der schwedischen Nationalflagge angezeigt wurde, waren auch die Übersetzungen der Produktbeschreibungen oft schlecht und unpassend. Das brachte dem Unternehmen viel öffentliche Häme in den sozialen Netzwerken ein. Amazon konnte das verkraften. Für kleinere Unternehmen hätte das schon zum Scheitern führen können.

In welche Sprache sollte übersetzt werden?

Immer mehr Menschen sprechen Englisch und können es ausreichend gut verstehen, um einen Online-Einkauf in der Fremdsprache zu tätigen. Allerdings sollten sich Verkäufer nicht darauf verlassen. Denn Shopping ist auch eine emotionale und sehr private Angelegenheit. Außerdem findet es meist in der Freizeit statt. Viele Menschen wollen sich dann nicht auch noch wegen Übersetzungen den Kopf zerbrechen. Hinzu kommen viele Senioren, von denen viele nie richtig Englisch gelernt haben.

 

Auch hier gilt wieder: Es kommt auf die Zielgruppe an. Junge Unternehmen, bei denen Internationalität im Fokus steht und die davon ausgehen können, dass ihre Kunden ähnlich eingestellt sind, können vielleicht damit davonkommen, wenn der Online-Shop nur in Englisch zur Verfügung steht. Doch in den meisten anderen Fällen sollte eine Übersetzung in die jeweilige Landessprache getätigt werden. Sind mehrere Landessprachen, dann muss eine Übersetzung in alle davon stattfinden.

Alle Inhalte übersetzen

Die Übersetzungen sollten den Inhalt des gesamten Shops abdecken. Das bedeutet, dass der Startseitentext alleUnterseiten und natürlich auch die Produktbeschreibungen in der Sprache des Ziellandes neu verfasst werden müssen. Schließlich ist es für den Kunden sehr frustrierend, wenn er einen Shop findet, der vermeintlich in seiner Sprache verfasst ist, dessen Unterseiten aber dann alle nur auf Deutsch oder Englisch verfügbar sind. Auch Pressemitteilungen und Newsletter gehören dazu.

Mehrsprachigen Kundensupport bereitstellen

Sofern eine Hotline verfügbar ist, sollte diese mit Muttersprachlern des Ziellandes besetzt sein. Doch auch bei einem reinen E-Mail-Support ist es wichtig, dass der Kunde in seiner Landessprache beraten wird. Muttersprachler oder Mitarbeiter, die zumindest über ein sehr hohes Sprachniveau verfügen, sind hier gefragt. Denn Übersetzungsfehler können schnell zu Missverständnissen führen.

SEO für mehrsprachige E-Commerce-Seiten

Wer verkaufen will, muss auch im Internet auffindbar sein. Deswegen sollten Unternehmen unbedingt auch eine geeignete SEO-Strategie entwickeln. Dabei gilt es, den Onlineshop auf die unterschiedlichen Einflussfaktoren für gute Rankings in den Suchmaschinen zu optimieren.

SEO für Google & Co.

Während in Europa und in den USA die überwältigende Mehrheit das Internet mithilfe von Google durchforstet, kann das in anderen Teilen der Welt schon anders aussehen. In Japan ist beispielsweise Yahoo ein starker Konkurrent zu Google, während man in China auf Baidu vertraut. Dementsprechend sollte die Optimierung auf die jeweils relevanten Suchmaschinen abgestimmt sein. Idealerweise wenden sich Unternehmen dafür an erfahrene SEO-Experten aus dem Zielland. Diese verfügen bereits über das notwendige Knowhow und können sowohl beratend als auch durchführend tätig werden.

Übersetzungen und Keywordrecherche

Wichtig für die Keywordrecherche in anderen Sprachen ist ein sehr gutes Verständnis für die Sprache. Denn je nach Land oder Region gibt es Besonderheiten und Dialekte, die man oft nur schwer beurteilen kann, wenn man die Sprache nicht sehr gut spricht. Aber es sind genau diese Feinheiten, die über sinnvolle Rankings oder erfolglose Rankings entscheiden. Eine Keywordanalyse der Mitbewerber zahlt hierbei auch in eine art Qualitätskontrolle ein und kann vor falschen Übersetzungen schützen.

Domain- und URL-Struktur

Es gibt drei gängige Möglichkeiten, um Webseiten mit Sprachversionen bereitzustellen, als Top-Level-Domain, Subdomain oder über Unterordner / Subfolder.

 

Sogenannte ccTLD als Top-Level-Domains kommen bei Kunden besonders gut an. Besucher aus dem jeweiligen Land identifizieren sich stärker mit der nationalen Domainendung.

 

Beispiel:

  • https://www.mein-onlineshop.de
  • https://www.mein-onlineshop.fr
  • https://www.mein-onlineshop.it

Dabei handelt es sich um länderspezifische Domains, die beispielsweise auf .de oder .fr enden. Sie müssen aber für jedes Land einzeln erworben werden und sind oft auch nicht mehr verfügbar. Eine gute Alternative stellen die sogenannten gTLD also die generischen Top-Level-Domains dar. Sie haben Endungen wie .shop, .org oder .info und lassen Subdomains zu. Hinzu kommt das gTLD meist günstiger sind.

 

Eine weitere Möglichkeit sind Subdomains. Hier werden Subdomains für Länder und/oder Sprachen eingerichtet.

 

Beispiel:

  • https://de.mein-onlineshop.com
  • https://fr.mein-onlineshop.com
  • https://it.mein-onlineshop.com

Große Websites und Onlineshops nutzen Unterordner (engl. Subfolder) für eine Sprache oder eine Kombination aus Sprache und Land. Subfoldern enthalten alle Inhalte auf einer Domain.

 

Beispiel:

  • https://www.mein-onlineshop.com/de-de/
  • https://www.mein-onlineshop.com/de-at/
  • https://www.mein-onlineshop.com/ch-fr/

Diese Variante ist für Suchmaschinen in Teilen eine Herausforderung. Denn semantisch kann eine Suchmaschine nicht erkennen, was ein Sprachordner ist und was ein Seitenbereich. Die Nutzung von hreflang Link-Attributen ist hier besonders wichtig und wird im nächsten Abschnitt beschrieben.

hreflang Link-Attribute

Für internationales SEO ist das hreflang Link-Attribut ein gutes Mittel um doppelten Content zu vermeiden. Denn gibt es zu einer Sprache mehrere Länderseiten, z. B. /de-de/ und /de-at/ und /de-ch/ ist ein Problem mit doppeltem Content vorprogrammiert. Und um Suchmaschinen genau zu sagen, dass es sich um Varianten für Sprachen oder Länder handelt, gibt es das hreflang Link-Attribut.

 

Beispiel:

<link rel="alternate" hreflang="x-default" href="https://www.mein-onlineshop.com/de-de/"/>

<link rel="alternate" hreflang="de-AT" href="https://www.mein-onlineshop.com/de-at/"/>

<link rel="alternate" hreflang="fr-CH" href="https://www.mein-onlineshop.com/ch-fr/"/>

 

Diese Angaben werden in den Head-Bereich einer Webseite eingefügt und geben den Suchmaschinen Informationen darüber, um die geografische Ausrichtung zu verstehen. Als Ergebnis kann die Suchmaschine die jeweils korrekte Sprach- und oder Länderversion eines Inhalts dem Nutzer in den Suchergebnissen ausliefern.

Off-Page Optimierung & Linkbuilding

Suchmaschinen bewerten Websites auch auf Grundlage von Verlinkungen im Internet. Je nach Umsetzung der Sprachvarianten über Top-Level-Domain, Subdomain oder Subfolder bewerten Suchmaschinen Backlinks unterschiedlich.

  • Top-Level-Domain
    Eine Backlink auf https://www.mein-onlineshop.de hat keinen Einfluss auf https://www.mein-onlineshop.fr
     
  • Subdomain
    Eine Backlink auf https://de.mein-onlineshop.com hat keinen Einfluss auf https://fr.mein-onlineshop.com
     
  • Unterordner / Subfolder
    Bei einem Backlink auf https://www.mein-onlineshop.com/de-de/ profitieren auch andere Ordner wie /de-at/ und /de-ch/ von diesem Backlink

Abschließend sollten Sie Ihr SEO-Konzept regelmäßig einer Erfolgskontrolle unterziehen. Wird der gewünschte Effekt nicht erreicht, müssen Sie vielleicht noch an ein paar Schrauben drehen.

Fazit

Neben der eigentlichen Herausforderung der Expansion in neue Absatzmärkte ergeben sich auch Anforderungen an die Website und den Onlineshop. Müssen Sprach- und Ländervarianten von Websites erstellt werden, bedarf es einer sehr guten Übersetzung, die den Besuchern ein vertrautes Gefühl gibt. Daneben müssen auch Aspekte in Bezug auf die Suchmaschinenoptimierung berücksichtigt werden.

Über Markus Mattscheck

Markus MattscheckBetreiber und Chefredakteur von Onlinemarketing-Praxis

 

Markus Mattscheck ist in seinen Tätigkeitsfeldern bereits seit 1995 fest mit dem Internet verdrahtet und verfügt über eine umfassende Marketing-Expertise. Sein Kommunikations- und PR-Background verbindet er mit seinem hohen Grad an technischem Know-how und entwickelt daraus ganzheitliche Onlinemarketing-Strategien. Dieses Wissen teilt er als Autor und schreibt praxisnah und verständlich über Fachthemen aus vielen Bereichen des Onlinemarketings.

Mehrsprachige Webseite im E-Commerce erfolgreich umsetzen
4.8 von 5 ( 3 Bewertungen)
  • Verständlichkeit
    (5, insgesamt 3 Stimmen)
  • Nützlichkeit
    (4.7, insgesamt 3 Stimmen)
  • Relevanz
    (5, insgesamt 3 Stimmen)
  • Praxisbezug
    (4.7, insgesamt 3 Stimmen)
Fügen Sie Ihre Bewertung hinzu